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Wissen 3 aug 2021

DER DIGITALE ZIRKULARITÄTS-FINGERABDRUCK FÜR PRODUKTE

DER DIGITALE ZIRKULARITÄTS-FINGERABDRUCK FÜR PRODUKTE

Wenn Sie Gebäude planen beziehungsweise entwerfen oder in Gebäude investieren, von denen es heißt, sie enthielten zirkuläre Produkte: Woher wissen Sie dann, ob Angaben zur Materialzusammensetzung, Recyclingfähigkeit oder zum Anteil an Recyclingmaterial wirklich sauber dokumentiert sind? Wurde das Gebäude wirklich so geplant, dass es unter Werterhalt der einzelnen Komponenten auch wieder demontiert werden könnte?

Bislang verlassen sich Eigentümerinnen, Bauverantwortliche und Investoren auf generelle Einschätzungen, wie Zertifizierungen auf Gebäudeebene oder Bewertungen auf Unternehmensebene, oder auf ein Gewirr von Produktzertifizierungen zur Nachhaltigkeit. Aber auf Produktebene gibt es bisher keine allgemein akzeptierten und standardisierten Daten zur Zirkularität. Für viele Hersteller und Zulieferer ist es zeit- und kostenaufwendig, diese Informationen zu beschaffen, und wie belastbar sie sind, bleibt häufig ungewiss. Die Transparenz gelangt spätestens dort an ihre Grenzen, wo Geschäftsgeheimnisse berührt werden. So sind Hersteller gezwungen, Kunden und Produktplattformen ganz unterschiedliche Datensätze in den verschiedensten Formaten zur Verfügung zu stellen.

Darüber hinaus verwenden Regierungen und digitale Plattformen mitunter generische Produktbeschreibungen, basierend auf generischen Materiallisten, weil es schwierig ist, standardisierte Daten von den Herstellern der Bauprodukte zu erhalten. Solche generischen Listen mögen zwar für die Berechnung des Bruttogewichts von Schüttgut nützlich sein, taugen aber kaum für die Dokumentation recycelter und recycelbarer Komponenten oder der genauen Zusammensetzung komplexer hochwertiger Produkte in einem Gebäude.

Dieser Mangel an spezifischen Informationen birgt Risiken für die Bauverantwortlichen. Ein Beispiel sind die vielen Beschichtungen auf Stahl, Aluminium, Fensterrahmen und in Innenräumen, denen die Bewohner*innen des Gebäudes ausgesetzt sind und die direkten Kontakt zur Umwelt haben. Zu solchen Beschichtungen enthalten generische Listen in der Regel keine spezifischen Angaben. Diese Sachlage verlangt ganz offensichtlich nach einer Lösung.

 

Gelöst werden könnte das Problem durch einen standardisierten Ansatz, mit dem Informationen zur Zirkularität einzelner Produkte bereitgestellt werden. Die Circularity Dataset Initiative arbeitet genau daran. Auf Initiative des luxemburgischen Wirtschaftsministeriums und mit Unterstützung des Beratungsunternehmens +ImpaKT sowie namhafter internationaler Industrieunternehmen wurde das Product Circularity Data Sheet (PCDS) entwickelt. Was verbirgt sich genau hinter dem PCDS? Darüber haben wir mit Jérôme Petry (Stellvertretender Direktor für nachhaltige Technologien im luxemburgischen Wirtschaftsministerium) und Thibaut Wautelet (Projektleiter +ImpaKT) gesprochen.

 

ZUNÄCHST EINMAL: WAS IST DAS PCDS?

Wautelet betont, es handele sich jedenfalls nicht um einen Produktpass beziehungsweise eine Scoring- oder Rating-Methode. „Vielmehr ist das PCDS ein Protokoll, das Daten zur Zirkularität bereitstellt. Ziel ist es, in der gesamten Wertschöpfungskette, oder besser gesagt im Wertkreislauf, Zeit und Kosten zu sparen, indem Daten in einem offenen Format effizient ausgetauscht werden.“

Wie das geht? Petry erklärt die drei Elemente eines solchen Datenaustauschs: „Erstens gibt es die Datenvorlage, die auf Wahr/Falsch-Aussagen basiert. Sie ermöglicht es den Akteur*innen, Fragen zu beantworten, ohne sensible Informationen preiszugeben. Zweitens gibt es einen Leitfaden mit allgemeingültigen Definitionen und Anweisungen zum Ausfüllen des PCDS. Tatsächlich ermöglicht das standardisierte System, die Daten lokal und überprüfbar abzuspeichern, und zwar in der eigenen Datenbank des Herstellers, nicht in einer zentralen Datenbank. Drittens ermöglicht die Datenaustauschplattform den sicheren Datenaustausch zwischen denjenigen, die ein PCDS anfordern, und den erstellenden Unternehmen.“

 

WERDEN PRODUKTINFORMATIONEN ZUR ZIRKULARITÄT NICHT BEREITS IM RAHMEN ANDERER STANDARDS BEZIEHUNGSWEISE ZERTIFIZIERUNGEN VERÖFFENTLICHT, SODASS DAS PCDS DARAUF ZURÜCKGREIFEN KÖNNTE?

Wautelet: „Ja, mitunter sind Daten verfügbar, aber in der Regel nur bruchstückhaft und in verschiedenen Formaten. Ein standardisierter und koordinierter Datenaustausch entlang der gesamten Wertschöpfungskette fehlt dagegen bisher völlig. Dieser Mangel an Daten stellt gerade KMU vor Probleme, die sich all diese Zertifizierungen und komplexen Compliance-Anforderungen nicht leisten können – und zu dieser Gruppe gehören immerhin 95 Prozent aller Lieferanten.“ Petry: „Diese spezifischen Herausforderungen wurden zusammen mit dem technischen ISO-Komitee für Circular Economy (bekannt als 323) identifiziert. Es hat in der Folge einen Vorschlag für einen Standard auf den Weg gebracht, der auf dem Product Circularity Data Sheet basiert.“

 

WAS BEDEUTET ES FÜR HERSTELLER, AUF DIE ARBEIT MIT DEM PCDS UMZUSTELLEN?

Petry: „Es ist eine neue Art des Arbeitens. Die PCDS-Datenvorlage enthält nur Wahr/Falsch-Aussagen, nicht aber die vollständigen proprietären Details. Wenn PCDS-Anwender*innen mehr Details wünschen, können sie den Hersteller um weitere Informationen bitten. Das bietet die Möglichkeit, grundlegende Daten bereitzustellen, ohne den Wettbewerbsvorteil zu gefährden.“ Er fügt hinzu: „Das Format kann leicht in das bestehende System des Herstellers oder in eine Plattform integriert werden, man kann es aber auch als PCDS-Stand-alone-Format verwenden. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Daten von einem akkreditierten Drittanbieter prüfen zu lassen, um die Aussagen zu validieren und Vertrauen zu schaffen.“ Wautelet ergänzt: „Alles liegt im XML-Format vor und lässt sich daher leicht weiterverarbeiten. Es gibt keine zentrale oder proprietäre Datenspeicherung, sodass die Hersteller die Kontrolle über ihre eigenen Daten behalten. Darüber hinaus strebt das Datenaustauschprotokoll an, erweiterte APIs zu verwenden, die sich in bestehende Lösungen integrieren lassen. So kann der Input aus dem PCDS für beliebige Anwendungen verwendet werden. Diese Art von Zusammenarbeit streben wir gemeinsam mit einer Plattform wie Madaster an.“

WARUM LOHNT ES SICH FÜR HERSTELLER UND LIEFERANTEN, IHRE PRODUKTINFORMATIONEN MITHILFE EINES STANDARDISIERTEN ANSATZES ZUR VERFÜGUNG ZU STELLEN?

Petry und Wautelet erklären, dass sich je nach Anwendungsgebiet viele Vorteile ergeben. Der größte besteht in der enormen Zeit- und Kostenersparnis. Petry: „Der zweitgrößte Vorteil ist, dass neuen zirkulären Geschäftsmodellen der Weg bereitet wird, wenn standardisierte Daten zur Zirkularität über den gesamten Wertschöpfungszyklus gemeinsam genutzt werden können. Mehr Fragen im PCDS mit Ja beantworten zu können, kann ja auch einen Ansporn liefern, die Produkte entsprechend zu verbessern, und das treibt dann letztendlich das zirkuläre Design voran.“

 

Wautelet berichtet, Hersteller hätten viele weitere Vorteile für interne und externe Akteure genannt. Dazu gehören das Schließen von Datenlücken auf standardisierte Weise, die Einbindung neuer Lieferanten in die Produktgestaltung, die Interaktion mit externen Plattformen und die Verbesserung des Markenwerts durch überprüfbare und transparente Aussagen zur Herkunft der Materialien.

 

WAS MACHT DIE INHALTE DER PCDS ZUVERLÄSSIG?

Petry: „Die PCDS-Daten werden durch Dritte auditiert. Das System dafür wird parallel zur ISO-Normierung entwickelt. Es sieht fünf verschiedene Stufen mit steigender Zuverlässigkeit vor.“ Wautelet fügt hinzu: „Um die Kosten für die Auditierung niedrig zu halten, kann sie in das reguläre Nachhaltigkeitsaudit einbezogen werden, das viele Unternehmen bereits jetzt durchführen. Außerdem geben einige grundlegende Anforderungen auf ISO-Ebene, wie z. B. ISO 9001, Auskunft über die Prozesse eines Unternehmens.“

 

WIE GENAU FINDET DER DATENAUSTAUSCH STATT?

Petry und Wautelet erläutern, dass weitere Details des Datenaustauschprotokolls und des Formats, in dem die Daten vorgehalten werden müssen, noch festzulegen sind. Der Fokus liegt dabei auf der Datenqualität, der Nachvollziehbarkeit und schließlich dem sicheren Austausch zwischen vertrauenswürdigen Partnern. Wautelet: „Datenaustausch ist immer eine vielschichtige Sache, also gehen wir diesen Schritt Stück für Stück an, um alles überschaubar zu halten. Das gesamte PCDS liegt im maschinenlesbaren XML-Format vor, sodass einzelne Zeileneinträge oder komplette Datensätze mithilfe einer API automatisch in jede andere Plattform übertragen werden können. Man kann sie aber natürlich auch einfach manuell ausschneiden und einfügen. Die Informationen können aber auch in das interne IT-System integriert werden, sodass ein Unternehmen jederzeit und unabhängig vom verwendeten System ein PCDS im Standardformat erzeugen kann. Um es noch einmal klarzustellen: Es gibt weder eine zentrale Datenbank noch den Zwang zur Verwendung von kostenpflichtiger Software. Vielleicht kommen irgendwann kostenpflichtige Add-ons, aber die sind für das Basis-PCDS nicht zwingend erforderlich.“

 

WER IST DERZEIT AN DER GESTALTUNG UND IMPLEMENTIERUNG DES PCDS BETEILIGT?

Petry berichtet, dass in dem Projekt insgesamt mehr als 50 Unternehmen aus der ganzen Welt zusammenarbeiten: „Wir haben regelmäßig Anfragen von Unternehmen, die sich anschließen wollen. Dieses Wachstum soll durch eine Non-Profit-Struktur unterstützt werden, damit die PCDS-Initiative das System weiter ausarbeiten und international verbreiten kann.“ Ebenso wichtig, so Wautelet, sei die Zusammenarbeit mit Pass-Initiativen, wie dem EU Digital Product Passport, und Zertifizierungssystemen, wie dem des Cradle-to-Cradle Product Innovation Institute. Er betont, auch Unternehmen aus den USA und China seien eingebunden.

 

GIBT ES PILOTPROJEKTE, IN DENEN DAS PCDS BEREITS IMPLEMENTIERT WIRD?

Petry weist darauf hin, dass seit 2020 verschiedene Pilotprojekte in unterschiedlichen Bereichen gestartet wurden, um die sichere Nutzung des PCDS zu validieren. Wautelet nennt Beispiele: „Die Plattform Cobuilder, die Tausende von Kunden in Nordwesteuropa hat, beteiligt sich an der Entwicklung der ISO-Datenvorlage. Madaster pilotiert ein PCDS für Produkte und Materialien, die in einem Parkhaus in Luxemburg verbaut werden. AGC Glass hat ein Pilotprojekt mit seinen Lieferanten durchgeführt. Viele andere beginnen mit der Pilotierung, aber wir sind immer auf der Suche nach weiteren Partnern. Wichtig: Für Pilotprojekte entstehen keine Kosten.“

 

WAS IST NÖTIG, UM DIE PCDS ALS INTERNATIONAL AKZEPTIERTEN DATENSATZ ZU ETABLIEREN?

Petry: „Die starke Resonanz der Fachkolleginnen und -kollegen zeigt, wie groß das Interesse am Aufbau des PCDS-Ökosystems ist.“ Wautelet: „Vor allem anderen müssen wir etwas Handhabbares auf den Markt bringen. Viele Initiativen befinden sich in der Entwicklungsphase, aber wir brauchen jetzt etwas Grundlegendes, um in den nächsten Jahren eine Menge Kosten und Verwirrung zu vermeiden. Ein Hauptziel ist also, das PCDS zum Einsatz zu bringen, und dafür sind wir dabei, das maschinenlesbare Datenaustauschformat schnell fertigzustellen. In der Zwischenzeit wird der ISO-Prozess zwei bis drei Jahre dauern, und wir freuen uns besonders über die enthusiastische Beteiligung der asiatischen Länder, in denen ein Großteil der Produktion angesiedelt ist. Das ist weit mehr als nur eine europäische Sache.“

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