Madaster startet im Rahmen des Strategiedialogs „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ des Bundeslandes Baden-Württemberg das Forschungsprojekt “Gebäudematerialkataster als Grundlage der Bestandsanalyse in Baden-Württemberg”. Die Bekanntgabe erfolgte in Stuttgart durch Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Bauministerin Nicole Razavi und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.
Ziel des Projekts ist es, eine umfassende Transparenz über die Materialzusammensetzung von Gebäuden in Baden-Württemberg zu schaffen. Damit leistet Madaster einen entscheidenden Beitrag zur Förderung nachhaltiger Baupraktiken und zur Unterstützung der Ziele der EU-Richtlinien.
Grundlage der Kreislaufwirtschaft
In Rahmen der Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) ist die Berichterstattung der grauen Energie verpflichtend und im Rahmen der EU Taxonomie ist die Berichterstattung von Stoffströmen und das Verwertungspotenzial elementarer Bestandteil, um die Pariser Klimaziele zu erreichen und einen zukunftsfähigen Lebensraum zu gestalten. Außerdem ist diese Transparenz auch notwendig, um Materialströme für ein effizientes und hochwertiges Recycling zu erfassen und Sekundärrohstoffzentren aufzubauen.
Methode
In einem ersten Schritt wird der Status Quo der verbauten Materialien transparent dargestellt. Nur so können Analysen über Qualität und Menge der wieder einsetzbaren Materialien gemacht werden. Die Transparenz hilft, den Bestand zu erhalten und Abriss zu vermeiden. Gleichzeitig kann eine Analyse der grauen Energie erfolgen. Somit lässt sich der Bestand analysieren und mögliche Umbauvorhaben in Hinblick auf die CO2-Intensität beurteilen.
Madaster hat in Zusammenarbeit mit der EPEA ein Verfahren entwickelt, um aus wenigen Informationen (Ort, BGF (m²), BRI (m³), Baujahr, Typologie) eine aussagekräftige Hochrechnung der Materialzusammensetzung für Gebäude zu erstellen: Den Urban Mining Screener. Anhand dieser Methode lassen sich auch ganze Städte und Regionen abbilden. Im vorliegenden Projekt wird Madaster dieses Verfahren mit mehreren großen, mittleren und kleinen Städten in Baden-Württemberg, von Nord bis Süd und Ost bis West umsetzen.
Da die Materialmengen für ganz Baden-Württemberg von Relevanz sind, wird Madaster die Städte und Kommunen in Cluster organisieren und die gewonnenen Informationen aus den berechneten Städten und Kommunen auf die restlichen Städte und Kommunen extrapolieren. Somit ist eine Übersicht der Materialmengen für das gesamte Landesgebiet möglich.
Zusätzlich werden über wissenschaftliche Untersuchungen und die „EU Renovation Wave“ Abschätzung zu den verbauten Materialien im Tragwerk angestellt. Somit kann in Sensitivitätsanalysen das gebundene CO2 im Tragwerk oder nahezu dem gesamten Gebäude abgeschätzt werden. Diese Informationen helfen bei der Berechnung der grauen Energie der Gebäude für die Szenarien „Bestandserhalt“, „Kernsanierung“ und „kompletter Rückbau mit Urban Mining“.
Ausblick
Im bereits laufenden Strategiedialog-Projekt „Regionale Sekundärrohstoffzentren“ werden die Ergebnisse zwingend als Input benötigt und sind auch eingeplant, um die optimalen Standorte aufgrund von Daten zu bestimmen. Eine Abstimmung zwischen beiden Arbeitsgruppen hat hierzu bereits mehrmals stattgefunden. Gleichzeitig können die gewonnenen Informationen, bei Bedarf, durch eine digitale Schnittstelle in das vorhandene GIS (Geoinformationssystem) eingespielt werden.
Die Auswertungen, die in diesem Projekt für Gebäude erstellt werden, sind perspektivisch auch für Infrastruktur-Projekte (Brücken, Straßen, Tunnel, etc.) möglich und können testweise schon integriert werden. Ziel des Projektes ist die umfassende Darstellung der verbauten Materialien, der darin
gebundenen grauen Energie sowie deren Rohstoff-Restwert.
Hintergrund
Mit dem Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ geht die baden-württembergische Landesregierung auf Initiative des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann die großen Herausforderungen in den Bereichen Planen, Bauen und Wohnen an. Als Arbeitsformat konzipiert, soll der Strategiedialog unter Beteiligung aller relevanten Akteure neues Denken und Arbeiten ermöglichen. Die beteiligten Akteure arbeiten daran, bessere Voraussetzungen für mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, das Bauen klimagerechter zu machen sowie die Digitalisierung und die Transformation der Bauindustrie voranzutreiben. Das Format soll konkrete Arbeitsergebnisse wie Modellprojekte, neue regulatorische Rahmenbedingungen oder Verständigungen über eine zu verändernde Praxis hervorbringen, die umgesetzt und in die Fläche getragen werden kann.
Werden Sie Praxispartner des Projekts!
Interessierte Kommunen und Städte haben die Möglichkeit, sich aktiv zu beteiligen und dadurch wertvolle Einblicke in ihre urbane Mine zu erhlaten. Schreiben Sie uns bei Interesse an: info@madaster.de
offizielle Schlussbemerkung
Finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat. Gefördert im Rahmen der Strategiedialogs „Bezahlbares Wohnen und Innovatives Bauen.
Der Zuwendungsempfänger bringt den Projektfortschritt und die Erfahrungen und Ergebnisse des Projekts in geeigneter Form in den Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ (SDB) der Landesregierung und seine Arbeitsformate, insbesondere in den Themensäulenrunden, passenden AG-Sitzungen und Jahresveranstaltungen 2025 – in Abstimmung der Geschäftsstelle des SDB – ein.