Am 18. Juni legte das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) den Entwurf einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie vor. Bis zum 09. Juli konnte er kommentiert werden. Gemeinsam mit unserem Partner-Netzwerk hat Madaster Germany eine Stellungnahme eingereicht.
Stellungnahme
Madaster begrüßt den Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS), da Deutschland somit ein Signal nach Innen, aber auch an die europäischen Partner sowie die Internationale Gemeinschaft bzgl. des Stellenwerts der Kreislaufwirtschaft sendet. Aus unserer Sicht ist die Einführung und Umsetzung einer nationalen Kreislaufwirtschaft essentiell für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Aufgrund unserer Expertise möchten wir uns in unserem Kommentar insbesondere mit den Vorschlägen unter 4.8 Bau- und Gebäudebereich befassen.
Die unter 4.8.2 erwähnte Urban-Mining-Strategie begrüßen wir ausdrücklich. Eine solche Strategie bildet die logische Fortführung der Kreislaufwirtschaftsstrategie im Bau- und Gebäudebereich. Urban Mining und der später erwähnte Gebäuderessourcenpass greifen im Idealfall sinnvoll ineinander.
Unter 4.8.3 werden die Visionen, Ziele und Indikatoren nochmals näher ausgeführt. Madaster hat sich den erwähnten Zielen wie etwa der Schonung primärer Rohstoffe durch gesteigerten Einsatz von Sekundärrohstoffen oder auch der kreislaufgerechten und abfallarmen Planung bereits seit 2017 verschrieben. Der Fokus der NKWS liegt auf den mineralischen Materialien und Abfällen. Dies macht Sinn, da hier die größten Massen und Volumina anfallen. Die Halbierung des „Rohstofffußabdrucks“ (Raw Material Consumption, RMC) für Mineralik bis 2045 (im Vergleich zu 2020) scheint realistisch und notwendig. Gleichzeitig sind diese Materialien meist in der Baukonstruktion enthalten, welche durch einen sehr langen Lebenszyklus charakterisiert ist. Gebäudehülle, technische Anlagen und vor allem der Innenausbau sind deutlich häufiger von Umbau- und Sanierungsmaßnahmen betroffen und daher wird in diesen Gebäudeschichten deutlich früher und häufiger Materialien und Bauteile frei. Auch diesen Gebäudeschichten muss Rechnung getragen werden, wenn das übergeordnete Ziel die flächendeckende Reduzierung der CO2- Emissionen ist.
In 4.8.4 beschäftigt sich die NKWS schließlich mit konkreten Maßnahmen und Instrumenten. Für den Bau- und Gebäudebereich enthält der Entwurf viele Bausteine, die Madaster schon seit mehreren Jahren in Deutschland aber auch in weiteren Europäischen Ländern fordert und umsetzt. Allem voran die Einführung eines verpflichtenden (digitalen) Gebäuderessourcenpasses. Dieser wird durch Madaster seit 2017 in den Niederlanden und seit 2020 in Deutschland digital und automatisch erstellt und dient als Grundlage einer flächendeckenden Wiederverwendung und -verwertung von Materialien in Gebäuden. Aber auch die Anpassung der HOAI (Nachteile Planer Bestand ausgleichen) begrüßt Madaster, da nur so Sekundärmaterial identifiziert und in der Planung eingesetzt werden kann. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, welche limitierende Wirkung die aktuelle HOAI auf das zirkuläre Planen und Bauen hat.
Gleichzeitig soll und muss die öffentliche Hand ihrem Vorbildcharakter gerecht werden. Die NKWS treibt dies durch das konkrete Kriterium der „Zirkularität“ bei öffentlichen Vergaben voran. Öffentliche Vergaben sollten einen CO2-Schattenpreis berücksichtigen, da nur so externen Kosten einzupreisen. Ein realistischer Preis (wie ihn aktuell Baden-Württemberg mit ca. €200 ansetzt) ist notwendig, um einen spürbaren finanziellen Hebel anzusetzen.
Ein zentraler Punkt, der über die erfolgreiche Umsetzung entscheiden wird, ist die Digitalisierung. Nur wenn wir es schaffen, die Prozesse und die Dokumentation digital umzusetzen, wird die Transformation effektiv und effizient gelingen, da die Mehrkosten für Planende und Ausführende überschaubar bleiben und in aktuelle Prozesse integriert werden können. Unsere Nachbarn in den Niederlanden machen dies bereits vor und die Anwendung auf der Madaster-Plattform zeigt dies im täglichen Doing. Durch eine von Beginn an konsequente Digitalisierung der unter 4.8.4 erörterten Maßnahmen können diese nicht nur ohne negativen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland umgesetzt werden, sie können sogar langfristig und nachhaltig zu dessen Erfolg beitragen.
Abschließend bleibt uns nur nochmals zu betonen, dass wir die Ziele und
Maßnahmen des vorliegenden Entwurfs ausdrücklich begrüßen.