Renaturierung und natürliche Materialien – Planen und Bauen kann in der Praxis mindestens genauso grün aussehen wie auf dem Papier. Wie das geht, zeigen die Landschaftsarchitekt:innen von WES LandschaftsArchitektur bei der Verwandlung einer Industriebrache in einen Stadtteilpark mit Freizeit- und Naherholungsangeboten im beschaulichen Bützow in Mecklenburg-Vorpommern.
Schulhof meets Parkanlage
Die südliche Vorstadt Bützows verbucht seit rund drei Jahren Bevölkerungszuwachs. Um neben Wohnraum auch ausreichend Grünflächen und damit eine hohe Lebensqualität darstellen zu können, soll bis März 2026 das bereits seit 15 Jahren brachliegende Gelände des ehemaligen Sägewerks in einen Stadtteilpark verwandelt werden. Die Besonderheit liegt dabei auf der Funktion des Areals. Neben der Erhaltung und Verbesserung der ökologischen Qualität des Geländes und dem angestrebten Naherholungscharakter soll der Park künftig auch als Pausenhof für die hier neu entstehende Käthe-Kollwitz-Schule dienen.
Die innovative Kombination aus schulischer und öffentlicher Nutzung der Freiflächen wird dabei durch ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) sowie den kommunalen Landschaftsplan mit Fokus auf Klimaschutz und Klimaanpassung ergänzt. Ziel ist es, das frühere Industriegebiet in eine beispielhafte Anlage zu verwandeln, die vorbildhaft für die effiziente und heterogene Nutzung öffentlicher Flächen werden kann.

Freiraumgestaltung mit Fokus auf die Zirkularität
Im Rahmen der öffentlichen Ausschreibung konnte WES LandschaftsArchitektur mit ihrem nachhaltigen und naturbezogenen Konzept „Der Wiederherstellung einer Auenlandschaft“ überzeugen. Der Erhalt vorhandener Bäume spielt dabei eine ebenso große Rolle wie die Bepflanzung einer über 10.000 Quadratmeter großen Strauchfläche sowie die Pflanzung von 150 neuen Bäumen, welche sich durch die Verdunstung kühlend auf den Stadtteil auswirken und zudem der Luft CO2, Feinstaub und andere Verkehrsemissionen entziehen. Bei der Auswahl der Bepflanzung werden vor allem Arten der Auenwälder verwendet, wobei deren gute Eignung für das künftige Klima in die Hände spielt. Die Wege erinnern aufgrund ihrer geschwungenen Form an einen mäandrierenden Fluss und untermalen das Bild der Auenlandschaft für eine noch höhere Aufenthaltsqualität.
In Sachen Kreislauffähigkeit stehen drei wesentliche Punkte im Fokus: Massenausgleich sowie Wiederverwendung und Recyclingfähigkeit von Baustoffen. So wird bei der Weggestaltung des neuen Stadtparks unter anderem Großsteinpflaster aus der Sanierung des Marktplatzes genutzt. Da der Boden des Areals nicht durch Altlasten verunreinigt ist, setzt die Freiraumgestaltung auf vollständigen Massenausgleich. Kurz gesagt: Alles, was ausgegraben wird, wird an anderer Stelle wieder eingebracht. Bei der Ausstattung der Parkanlage werden zudem gezielt natürliche Materialien verwendet. So werden beispielsweise Sitzgelegenheiten aus Naturstein geschaffen, sodass auf lackiertes Holz oder Beton verzichtet werden kann. Und auch das topographische Regenmanagement trägt zur Nachhaltigkeit bei. Der Verzicht auf unnötige Bodenverdichtung und die Schaffung von Arealen zur Versickerung ermöglichen, dass Regenwasser ohne den zusätzlichen Einbau von Drainagesystemen natürlich und vollständig auf der Fläche versickern kann.
Kreislauffähigkeit lohnt sich auch monetär
Um die Nachhaltigkeit und CO2-Bilanz unterschiedlicher Gestaltungsoptionen sichtbar zu machen, nutzt die WES LandschaftsArchitektur madaster für einen Variantenvergleich. So können beispielsweise die Unterschiede zwischen asphaltierten und befestigten Wegen veranschaulicht und die gewählte Vorgehensweise gegenüber den Bauherr:innen sowohl aus ökologischer als auch wirtschaftlicher Sicht argumentiert werden. So zeigt sich anhand des Stadteilparks Bützow, dass eine nachhaltige Freiraumgestaltung im öffentlichen Raum ohne einen nennenswert größeren Kostenaufwand im Vergleich konventioneller Planungs- und Bauweise möglich ist. Es zeigt sich deutlich: Die größten Herausforderungen im Zusammenhang mit Zirkularität und (Landschafts-)Architektur ist das mangelnde Wissen über technische Möglichkeiten und Materialeinsatz auf Seite der Auftraggeber:innen.

Rolle von madaster

Über das Projekt: Daten & Fakten
Projektart: Park-/Landschaftsgestaltung
Nutzungsart: Schulhof, öffentlicher Park
Architekten: WES LandschaftsArchitektur
Fläche: rd. 40.000 Quadratmeter
Planungs- und Bauzeitraum: 01.12.2023 bis 31.01.2026
Über WES
Seit der Gründung prägen klare Grundsätze und das Streben nach optimalen Lösungen die Arbeit von WES LandschaftsArchitektur. „Nur Landschaftsarchitektur“ zu betreiben, wäre nicht genug, denn die Herausforderungen der Freiraumwende erfordern ganzheitliche Ansätze. Die Fragen der jeweiligen Zeit inspirieren WES stets zu Neugier und Innovation, um neue Wege in der Aufgabenbewältigung zu finden. Das Ziel des Teams ist es, den Geist jedes Ortes spürbar zu machen und inhaltlich erlebbar zu gestalten.